Bruxismus

Bruxismus



Bruxismus

Da im Unbewussten, vor allem im Schlaf, natürliche Schutzreflexe gegen ein zu starkes Kauen deaktiviert sind, knirschen die Zähne mit einem Vielfachen des normalen Kaudrucks aufeinander. Das hat Folgen: Mit der Zeit wird immer mehr Zahnsubstanz abgeschliffen. Der Zahnschmelz, die harte, äußere Hülle des Zahns, kann rissig werden - Teile des Zahnschmelzes platzen dann ab. Zähne können sogar komplett durchbrechen, was zum Zahnverlust führt. Eine weitere Folge des Zähneknirschens kann zurückgehendes Zahnfleisch, verbunden mit der Freilegung empfindlicher Zahnhälse sein - häufig bilden sich keilförmige Defekte an den Zähnen . Gefährdet sind auch Füllungen, Inlays und Zahnersatz, die durch das Knirschen beschädigt werden können. Die starke Muskelaktivität beim Knirschen kann zu muskulären Verspannungen, Migräne, Kopf- und Gesichtsschmerzen führen.
Wie bei vielen Krankheiten gibt es auch beim Bruxismus keine allein verantwortliche Ursache. Zähneknirschen ist ein Resultat verschiedener Prozesse, die je nach individueller Situation des Patienten unterschiedlich stark beteiligt sind.
Der Volksmund hat mit Bildern wie „die Zähne zusammenbeißen“ oder „etwas zähneknirschend hinnehmen“ bereits intuitiv die Verbindung zwischen Zähnen und psychischen Belastungssituationen hergestellt. Psychische Faktoren wie Stress, Ängste, Durchschlafstörungen werden heute als eine wesentliche Ursache für dasZähneknirschen angesehen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass beim Zähneknirschen tatsächlich Stresshormone im Gehirn abgebaut werden - das Knirschen löst also „psychische Verspannungen“.

 

Woran erkenne ich, ob ich an Bruxismus leide

Erste Hinweise auf das Zähneknirschen kommen meist vom Partner und aus der Selbstbeobachtung. Verspannungen oder Schmerzen der Kaumuskulatur - besonders nach dem Erwachen - können auf Bruxismus hindeuten. Hilfreich ist es, sich die Zähne im Spiegel anzusehen: Sind dort kleine Schliffspuren oder Abplatzungen zu entdecken, empfiehlt sich zur Abklärung ein Besuch in der Zahnarztpraxis. Der Zahnarzt kann sehr genau die Zähne untersuchen und zusätzlich die Kaumuskulatur auf Verspannungen und Muskelknötchen abtasten. Verdichten sich die Hinweise auf Bruxismus, sollte unbedingt eine Therapie eingeleitet werden, um Zahnschäden und ggf. eine Abnutzung der Kiefergelenke zu vermeiden.


 

Therapie

Hat sich der Verdacht auf Bruxismus erhärtet, sollte als erstes in der Zahnarztpraxis geklärt werden, ob offensichtliche Probleme des Zusammenbisses vorliegen. Zu hoch stehende Füllungen oder Zahnersatz können meist problemlos durch Abschleifen der entsprechenden Bereiche angepasst werden.
Als weitere Sofortmaßnahme wird meist die Anfertigung einer einfachen Aufbissschiene sinnvoll sein. Diese Schiene besteht aus transparentem Kunststoffmaterial und dient in erster Linie zum Schutz von Zähnen und Zahnersatz vor weiterem Abrieb durch das Knirschen. Vorübergehend kann - durch die ungewohnte Mundsituation bei eingesetzter Schiene - auch das Knirschen reduziert werden. Ein dauerhaftes Abklingen des Bruxismus wird aber in der Regel damit nicht erreicht.
Da psychische Faktoren beim Zähneknirschen oft eine große Rolle spielen, ist es hilfreich, sich bewusst zu machen, welche Gewohnheiten und Situationen im alltäglichen Leben möglicherweise unbewusst Stress, Ängste, Überforderungen bewirken. Hier können Sie mit einer „psychisch gesünderen“ Lebensweise einiges zum Abstellen des Knirschens beitragen.
Für eine langfristige Therapie des Zähneknirschens gibt es spezielle, individuell anzupassende Schienen
Im Unterschied zu einfachen Aufbissschienen wird mit diesen Schienen die Kaufläche neu gestaltet, um Knirschbewegungen gezielt „abzutrainieren“. Die Kosten für diese Therapie werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. .Die Kaumuskeln sind eng mit der Wirbelsäule und der gesamten Körpermuskulatur verbunden.
So können zum Beispiel auch ungünstige Körperhaltungen am Arbeitsplatz oder ein Beckenschiefstand Einfluss auf die Kaumuskulatur haben. Das sollte unbedingt in einer orthopädischen Praxis abgeklärt werden.

 

Muskelentspannung/Selbstbehandlung

Entspannungsübungen können auch zu Hause selbst durchgeführt werden. Es gibt sogar Smartphone-Apps zur Selbstbehandlung - hier werden die Übungen per Video gezeigt, so dass sie einfach nachzumachen sind. Meditation, autogenes Training oder Yoga wären auch Möglichkeiten an sich zu arbeiten.


 

Botulinumtoxin (Botox)

In meiner Praxis behandle ich das Zähneknirschen mit Botulinumtoxin. Botulinumtoxin ist ein Medikament, das die Muskulatur entspannt. So kommt Botulinumtoxin ursprünglich aus dem medizinischen Bereich und nicht – wie viele annehmen – aus der Ästhetik. Zum Beispiel kann mit Botulinumtoxin Schlaganfallpatienten oder Kindern mit Schiefhals geholfen werden. Doch genauso wirkungsvoll kann man mit Botulinumtoxin auch die mimische Muskulatur entspannen, um Falten zu reduzieren. Setzt man Botulinumtoxin im Kiefer- oder Kaumuskel ein, wird hier eine höhere Dosierung verwendet. Der Muskel erschlafft daraufhin nicht vollständig, sondern er wird etwas entspannt. Nach der Behandlung kann man also natürlich noch ganz normal essen und kauen. Der Muskel wird gerade so entspannt, dass das Zähneknirschen aufhört. Injiziert wird das Botulinumtoxin in drei bestimmte Punkte auf jeder Seite der Wange. Das Arzneimittel wird zudem auch in Schmerzpunkte in den Schläfen injiziert und weicht dort verhärtete Muskelknoten auf. Dadurch können auch Kopfschmerzen verringert werden.Die Behandlung mit Botox ist nicht schmerzhaft. Die Injektion selbst wird von den meisten eher als ein leichter Druck, in seltenen Fällen auch mal Brennen, empfunden. Nach der Behandlung kann es zwischen sieben und zehn Tagen dauern bis der eigentliche Effekt im Kaumuskel eintritt. Anders als bei anderen Muskeln in unserem Gesicht, setzt die Wirkung des Botulinumtoxins beim Kaumuskel etwas später ein, da dieser sehr dick und von mehreren Bindegewebsschichten umgeben ist. Viele Patienten freuen sich über einen Nebeneffekt dieser Behandlung: ein schmaler wirkendes Gesicht.
In der Regel kommen die Patienten dann nach etwa 3 Wochen wieder in die Praxis, um das Ergebnis überprüfen zu lassen.

 

Kosten einer Bruxismus-Therapie mit Botox

Im ersten Jahr der Botoxbehandlung bei Bruxismus muss man mit etwa drei Behandlungen rechnen. Da sich aber der Muskel schnell zurückbildet und schwächer wird, sind im Laufe der Zeit immer weniger Anwendungen nötig. Im zweiten Jahr reichen bereits meist zwei Behandlungen und längerfristig oft eine Sitzung pro Jahr. Die Dosierung hängt vom Einzelfall und der Stärke des Zähneknirschens ab. Sie wird der Entwicklung der Symptomatik im Laufe der Behandlung angepasst. Zwischen 15 und 30 Einheiten werden pro Gesichtshälfte in der Regel für eine Behandlung mit Botox gegen Zähneknirschen benötigt.
Da unterschiedlich hohe Dosen des Botulinumtoxins benötigt werden, muss mit Kosten zwischen 300 € und 500 € gerechnet werden. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen. Private Krankenkassen erstatten die Kosten oft nach vorheriger Antragstellung zurück.